Chronik

Die Blasmusik wurde in Pfronten wohl schon sehr frühzeitig gepflegt. In der Chronik von Pfronten sind Verzeichnisse von angeschafften Instrumenten aus den Jahren 1797, 1798 und 1828 vorhanden. Diese Instrumente dienten zur Besetzung einer Feldmusik, die vermutlich einer militärischen Organisation unterstand.

1860 – 1870

Die Wurzeln der Harmoniemusik Pfronten gehen auf das Jahr 1860 zurück. Anlässlich des 4. Bayerisch-Allgäuer Musik-Bundesfestes im Jahr 1929 wird dies in der Festschrift von den im Jahr 1870 noch aktiven Musikern Adolf Hörmann und Xaver Haf bestätigt.
Der Lehrer Beckler leitet in dieser Zeit die Harmoniemusik und kümmert sich um die Ausbildung der Musiker.

1870 – 1875

Unter Dirigent Ignatz Gantner musiziert eine über 20 Mann starke Kapelle mit einer Flöte, einer Es-Klarinette, fünf B-Klarinetten, einem Fagott, zwei Flügelhörnern, zwei Trompeten, einem Tenorhorn, drei Baßtrompeten, drei Waldhörnern, einem Es-Althorn, einer Ophicleide (Vorgängerinstrument von Tuba und Saxophon) und zwei Bässen. Diese Formation löst sich jedoch wegen eingeschlichener Uneinigkeiten auf.

1875 – 1910

Mit Martin Hauber (Vater des späteren Dirigenten Anton Hauber) am Dirigentenpult entsteht nach Auflösung der alten Harmoniemusik aus den Reihen der Musiker eine neue, neunköpfige Besetzung. Hauber kümmert sich auch um die Ausbildung des musikalischen Nachwuchses und verschafft der Blaskapelle entsprechendes Ansehen in der Bevölkerung.
Gesundheitliche Gründe zwingen ihn dann zur Aufgabe der Dirigententätigkeit.

1910 – 1916

Der ehemalige Militärmusiker und Zollbeamte Hans Patutschnik übernimmt die musikalische Leitung und kümmert sich mit Unterstützung von Herrn Gräf und Herrn Heuter um die theoretische und praktische Ausbildungsarbeit. Er bringt somit den 15-köpfigen Klangkörper auf einen guten musikalischen Stand.
Die Harmoniemusik setzt sich in dieser Zeit aus einer Flöte, einer Es-Klarinette, zwei B-Klarinetten, zwei B-Trompeten, zwei Es-Trompeten, einem Flügelhorn, einem Tenorhorn, zwei Baßtrompeten, einer Posaune, einem Baß und einem Schlagzeug zusammen.

1916 – 1919

Während des 1. Weltkrieges können die musikalischen Aktivitäten der Harmoniemusik kaum aufrecht erhalten werden. Die wenigen daheimgebliebenen Musiker bestreiten selbst die kleinsten musikalischen Anlässe nur mit Mühe.
In der Zeit um den 1. Weltkrieg gibt es neben der Harmoniemusik eine Gesellenmusik, die sich aber bald wieder auflöst.

1919 – 1939

Im Frühjahr 1919 wird die Musikkapelle unter Leitung von Anton Hauber neu zusammengestellt. Mit Unterstützung einiger ehemaliger Militärmusiker kann der musikalische Stand angehoben werden. Die Umstellung von der hohen Stimmung auf die Normalstimmung 1924 und die Anschaffung neuer Instrumente 1925 tragen hierzu ebenfalls bei.

Zur Meisterung der finanziellen Aufwendungen wird 1924 ein Verein gegründet. 1926 tritt die Harmoniemusik dem Bayerisch-Allgäuer Musikbund bei und wird mit der sog. Jägertracht erstmals einheitlich eingekleidet.

Ab dieser Zeit bis 1938 nimmt die Kapelle an mehreren Wertungsspielen auf hohem Niveau mit guten Ergebnissen teil. Der um die 30 Mann starke Klangkörper ist mit einer Flöte, zwei Es-Klarinetten, fünf B-Klarinetten, einem Fagott, zwei Flügelhörnern, zwei B-Trompeten, einer Es-Trompete, vier Waldhörnern, drei Tenorhörnern, vier Posaunen, einem Bariton, zwei Bässen, einer großen Trommel und einer kleinen Trommel besetzt.

Ein musikalischer und gesellschaftlicher Höhepunkt ist die Ausrichtung des 4. Bayerisch-Allgäuer Musik-Bundesfest am 29. und 30. Juni 1929 durch die Harmoniemusik Pfronten.

Intensive Probenarbeit und zahlreiche kirchliche und weltliche Anlässe führen Ende der 1930er Jahre dazu, daß die Musiker jährlich deutlich über 100 Einsätze zu leisten haben.

1939 – 1949

Während des 2. Weltkrieges und in den Nachkriegsjahren ist die musikalische Tätigkeit bis auf ein paar wenige kirchliche Anlässe fast unterbunden. Von 1941 bis 1948 können auch keine Generalversammlungen abgehalten werden.

1945 stirbt der langjährige und musikalisch erfolgreiche Dirigent Anton Hauber. Die musikalische Leitung wird kommissarisch von August Schneider und Andreas Sattelberger übernommen.

1949 – 1950

Vorstand Adelbert Osterried kann im Januar 1949 erstmals wieder eine Generalversammlung abhalten. Der musikalische Wiederaufbau beginnt unter Dirigent Ludwig Weidmann.
Durch intensive Werbung kommt der Musikverein 1950 auf 24 aktive Musiker und über 500 passive Mitglieder.

1950 – 1952

Unter neuer Leitung von Fritz Thelen am Dirigentenpult wird anlässlich des 90-jährigen Bestehens der Harmoniemusik im Herbst 1950 ein Jubiläumskonzert durchgeführt. Der Berufsmusiker Thelen bringt die Kapelle sehr schnell wieder auf hohes musikalisches Niveau, die sehr erfolgreiche Teilnahme am Bundesmusikfest 1951 ist möglich. Jedoch bringt die Vergütung des professionellen Dirigenten den Verein in finanzielle Schwierigkeiten.

1952 wird die Jägertracht für 35 Musiker durch die finanzielle Unterstützung aus der Bevölkerung erneuert.

1952 – 1971

Aufgrund des Rücktrittes von Fritz Thelen wird im März 1952 der Klarinettist Georg Lotter einstimmig zum Dirigenten gewählt. Georg Lotter leitet die Kapelle mit Umsicht und Erfolg. Mehrer Wertungsspiele werden in den folgenden Jahren auf Oberstufenniveau mit guten Ergebnissen besucht. Er übernimmt zusätzlich von 1955 bis 1958 den Vorsitz des Vereines.

Im Mai 1960 wird das 100-jährige Jubiläum der Harmoniemusik gebührend gefeiert. Die Musikkapelle ist derzeit mit zwei Flöten, einer Es-Klarinette, sechs B-Klarinetten, drei Flügelhörnern, zwei B-Trompeten, einer Es-Trompete, drei Tenorhörnern, zwei Waldhörnern, drei Posaunen, einem Bariton, vier Bässen und zwei Trommeln besetzt. Daneben sind noch vier Musiker in Ausbildung. Unterstützt wird der Verein auch durch 456 passive Mitglieder.

In den 1960er Jahren gestaltet die Musikkapelle alljährlich zahlreiche weltliche und kirchliche Anlässe, regelmäßig werden Standkonzerte abgehalten und die Jahreskonzerte finden unter Beteiligung des Liederkranzes statt. Durch die zusätzlichen regelmäßigen Proben sind die 30 bis 35 Musiker bis zu hundertmal im Jahr gefordert.

Der Wechsel von der altvertrauten Jägertracht zu einer allgäu-schwäbischen Tracht mit Lederbundhose, rotem Leible und grauer Joppe 1968 geht nicht ohne Diskussion von Statten. Die Finanzierung kann nur mit Unterstützung von Gemeinde und Gönnern gemeistert werden.

Im November 1971 legen bei der Generalversammlung Dirigent Georg Lotter und Vorstand Alois Stich ihre Ämter nieder.

1971 – 2010

1971 kommt es zu einem deutlichen Generationswechsel. Josef Mörz wird mit 20 Jahren Dirigent und Reinhard Doser mit 21 Jahren Vorstand. Eine Reihe von älteren, erfahrenen Musikern verläßt die Kapelle.

Bereits im Mai 1972 kann Josef Mörz mit einer fast neuen Harmoniemusik unter Mitwirkung der „Lustigen Pfrontner“ und dem Liederkranz sein erstes Frühjahrskonzert dirigieren. Er kümmert sich in den nächsten Jahren mit Unterstützung einiger erfahrener Musiker intensiv um die Ausbildung und Einbindung der Jungmusiker. Bis Ende der 1970er Jahre erreicht die Musikkapelle Höchststufenniveau.

Anfang der 1970er Jahre wird innerhalb der Musik ebenfalls unter Leitung von Josef Mörz eine Big Band gebildet, die bis Anfang der 1990er Jahre mit teils wechselnder Besetzung bei zahlreichen Tanz- und Unterhaltungsveranstaltungen auftritt.

Am 14. Mai 1977 erhält die Harmoniemusik die PRO MUSICA-Plakette für über 100-jährige Pflege der Blasmusik. Der Verein ist mittlerweile auf 51 aktive und 594 passive Mitglieder angewachsen. Vom 24. bis 27. Juni 1977 wird von den Pfrontener Musikern das 9. Bezirksmusikfest im ASM-Bezirk III Füssen ausgerichtet. Trotz regnerischen Wetters können neben den Wertungsspielen der Massenchor und der Umzug am Festsonntag durchgeführt werden.

1977 werden erstmalig Musikerinnen auf der Flöte und der Klarinette ausgebildet und 1978 in die Kapelle aufgenommen. Im nächsten Jahr folgen zwei Oboistinnen.

1981 wird unter Vorstand Dieter Tröger eine neue Tracht angeschafft. Die Musiker bekommen hellgraue Joppen ohne Leible und dunkelgraue Spitzhüte mit Spielhahnfeder. Zur Finanzierung wird eine Spendenaktion durchgeführt.

1983 wird der neue Musikpavillon im Kurpark fertig gestellt. Somit können die Standkonzerte endlich wieder im passenden Rahmen und witterungsunabhängig abgehalten werden. Die Einweihung mit einem Weinfest ist den Musikern noch heute in bleibender Erinnerung.

1984 kommt es zur Gründung einer eigenständigen Jugendkapelle. Mit Dirigent Josef Mörz tritt diese beim Wertungsspiel anläßlich des Bezirksmusikfestes in Füssen an.

1985 erhält die Harmoniemusik erstmals die Möglichkeit, ein Musikheim im ehemaligen Feuerwehrhaus in Pfronten-Ried herzurichten. Die Einweihung erfolgt am 14.02.1986. Bisher war die Kapelle immer zu Gast in fremden Räumen wie der MAHO-Kantine, dem alten Schwimmbad, dem Schützenheim und dem Gasthof „Oberer Wirt“.

1988 wird das Frühjahrskonzert erstmals in der Schulturnhalle durchgeführt. Die Halle gibt dem mittlerweile 61-köpfigen Klangkörper den passenden Rahmen. Bei diesem Anlaß tritt die Harmoniemusik erstmals in der unter Vorstand Wolfgang Rindle neu angeschafften Tracht auf. Es werden von den Männern jetzt wieder eine dunkelgraue Joppe mit rotem Leible und ein flacher schwarzer Hut im allgäu-schwäbischen Stil getragen. Die Frauen tragen ein dazu passendes Dirndlgewand.

1990 im Februar verstirbt Ehrendirigent Georg Lotter, der immer der Harmoniemusik verbunden blieb und gelegentlich auch für Josef Mörz einsprang. Bei der Generalversammlung im April schlägt Dirigent Mörz Herbert Wiedemann als seinen Stellvertreter vor.

1992 übernimmt Herbert Wiedemann die Leitung der Jugendkapelle. Diese etabliert sich mehr und mehr als eigenständige Kapelle und entlastet die Hauptkapelle durch die Übernahme von Auftritten. Der hohe musikalische Stand wird in den folgenden Jahren bei den Frühjahrskonzerten, bei Wertungsspielteilnahmen und bei eigenständigen Konzerten hörbar.

1993 im November fliegen 16 Musiker und eine Musikerin für eine Woche nach Kuba und gestalten dort musikalisch das Oktoberfest in einem Hotel in Varadero und eine Messe in Havanna.

1998 überschreibt Alex Eiterer der Harmoniemusik ein Baugrundstück im Gewerbegebiet „Am Wiesele“ in Pfronten-Weißbach. Mit einer zusätzlichen großzügigen Spende ermöglicht er dem Verein nun, ein eigenes Musikheim nach der Planung von Reinhard Doser zu erstellen. Dies wird dringend benötigt, da das seinerzeit genutzte Musikheim in Pfronten-Ried bald abgerissen wird und die rund 90 Musiker und Musikerinnen eine neue und größere Heimstatt brauchen.

Von 1998 bis 2002 übernimmt der Musikverein den kompletten Zeltbetrieb des Pfrontener Viehscheid und dessen musikalische Gestaltung in gewohnter Form. Die Einnahmen werden für die Finanzierung des Musikheimbaus dringend benötigt.

1999 und 2000 wird das Musikheim mit sehr viel Eigenleistung, insbesondere der Handwerker im Verein, unter Leitung von Vorstand Thomas Wohlfart errichtet und ausgebaut. Die Harmoniemusik erhält Unterstützung von der Gemeinde sowie Spenden und Mithilfe von Gönnern in der Bevölkerung. Am 18. Mai 2000 findet die erste Probe in den neuen Räumlichkeiten statt, gefolgt von der Einweihungsfeier am 11. und 12. November 2000.

2006 bildet sich aus den Reihen der jüngeren Musiker unter Leitung von Gottfried Eberle wieder eine Big Band. Im darauf folgenden Jahr wird auch die „Ursprungs-Big Band“ noch einmal für das Frühjahrskonzert und einen Tanzabend reaktiviert.

Zum 150-jährigen Bestehen im Jubiläumsjahr 2010 hat der Musikverein Harmonie e.V. Pfronten 86 aktive und 410 passive Mitglieder. In der Hauptkapelle spielen 67 Musiker und Musikerinnen, in der Jugendkapelle sind es 46 Aktive. Der Anteil von Musikerinnen liegt mittlerweile bei gut 40%.

2010 bis heute

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